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Friedenstüchtig – eine Frage der Entscheidung

14. Nov 2025

Knapp 100 Veteranen der Verweigerung tagten in Osnabrück

„Wir sind in den Startlöchern!“ Die Beratungsarbeit für Kriegsdienstverweigerer sei landesweit im Aufbau, sagte jetzt der Beauftragte für Friedensfragen der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Felix Paul, in Osnabrück. Paul sprach auf einer Veranstaltung unter dem Motto: „Friedenstüchtig – eine Frage der Entscheidung“. Zugleich berichtete Paul mit Blick auf die aktuellen Wehrdienst-Entscheidungen der Bundesregierung von einer zunehmenden Zahl von Anfragen junger Menschen, für die „oft schon die Musterung ein Problem“ sei; ebenso meldeten sich Freundinnen, Ehefrauen, Mütter und Reservisten mit ihren Fragen, Unsicherheiten und Sorgen. Kritischen Anfragen musste sich der Beauftragte für Friedensfragen zur neuen Denkschrift der EKD stellen, die nach Ansicht mancher Teilnehmer einen Rückschritt für die Friedensbewegung bedeute.

Vertreterinnen und Vertreter der mit veranstaltenden katholischen Friedensorganisation pax christi machten an dem Abend auf aktuelle Forderungen ihrer Organisation aufmerksam, auch in der Katholischen Kirche ein flächendeckendes Angebot zur Beratung und Begleitung von Kriegsdienstverweigerern einzurichten. Dazu sei neben einer Kooperation mit den evangelischen Strukturen auch eine Zusammenarbeit zwischen den Seelsorgeämtern der Diözesen sowie deren Jugendorganisationen erforderlich. 

Carlotta Vossl (25), Hannes Mathlage (18) und Joelle Oellerich (23) äußerten für die von den aktuellen Gesetzesvorhaben betroffene Generation in engagierten Statements ihren Unmut darüber, wie wenig sie in die Entscheidungsfindung einbezogen worden seien. Angst und Unsicherheit spielten eine große Rolle in ihren Überlegungen, ebenso Fragen der Solidarität und Gewissenskonflikte. „Für mich ist das Gewissen ganz klar der Grund, Nein zu sagen“, so Carlotta Vossl. „Wir sind keine Schachfiguren der Mächtigen.“ 

Knapp 100 Gäste konnten die Veranstalter - die offene Gruppe des „Politischen Frühschoppens“ im StadtgalerieCafé und „pax christi“ in Osnabrück – begrüßen. Der durch das Friedensbüro der Stadt Osnabrück geförderte Abend sollte als „Veteranentag“ die Entscheidung der ehemaligen Kriegsdienstverweigerer würdigen, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Zugleich sollte der Dank an die Zivildienstleistenden ausgedrückt und ihre gesellschaftlich wertvolle Arbeit in sozialen und kulturellen Diensten betont werden.  

Mit langanhaltendem Applaus verabschiedeten die Teilnehmer zuletzt eine „Osnabrücker Erklärung“. Darin bekräftigen die „Veteranen“ das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen nach Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes.  Zugleich wird in der „Osnabrücker Erklärung“ die Forderung erhoben, künftige Kriegsdienstverweigerungen von Frauen zu beachten, auch wenn sie derzeit noch von der Wehrpflicht ausgenommen seien. Die Erklärung endet mit einer Selbstverpflichtung der Teilnehmenden: „Ich will dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen möglich wird!“                      

Gerrit Schulte, pax christi Osnabrück/Hamburg