SOS: Weitere Indigene in Kolumbien ermordet
31. Jan 2022
Die pax christi Kommission „Solidarität Eine Welt“ und „Kolko-Menschenrechte für Kolumbien“ trauern um drei weitere Indigene aus dem Volk der Nasa, die zu unseren Partnerorganisationen gehören und fordern effektive Schutzmaßnahmen für die bedrohten Gemeinden.
Die Getöteten waren Mitglieder des indigenen Autonomiegebietes "Las Delicias" im Norden der Cauca Region und Mitglieder der Indigenen Garde. Die indigene Garde dient dem Schutz der Gemeinden und ihres Territoriums sowie ihrer gewaltfreien Weltanschauung in Harmonie mit der Natur. Sie stellt sich gemeinsam gewaltfrei bewaffneten Akteuren entgegen, wenn diese in ihr Territorium eindringen. Am 15. Januar 2022 wurden Guillermo Chicame Ipia und Breiner David Cucuñame dabei ermordet, letzterer ein 14-jähriger Umweltschützer und Hüter der Mutter Erde.
Margaret Buslay, die Sprecherin der pax christi-Kommission, beklagt: “Die angestammten Autoritäten lösten Alarm aus bei zuständigen staatlichen Stellen. Es wurde ihnen kein Gehör geschenkt und keine Maßnahmen zum Schutz der Gemeinde getroffen”. Zehn Tage später, am 24. Januar 2022 tötete dieselbe bewaffnete Gruppe "Columna Móvil Jaime Martínez" Albeiro Camayo Güeito in demselben Gebiet als Reaktion auf dieselbe Aufforderung der Gemeinde an die Bewaffneten, sich aus ihrem Gebiet zurückzuziehen. Die indigenen Gemeinschaften wehren sich gegen den Anbau illegaler Anpflanzungen und die Anwesenheit bewaffneter Akteure auf ihrem Gebiet. Die Gemeinde ist weiterhin in Gefahr. Die Familie von Breiner David musste sie aufgrund von Drohungen und der Angst vor Repressalien verlassen.
Albeiro Camayo war bis 2021 Koordinator der Indigenen Garde und begleitete die Mobilisierungen des Nationalen Streiks im letzten Frühjahr. Die in diesem Zusammenhang begangene staatliche Repression und breite Verletzung der Rechte der Demonstrierenden wurde von sozialen Organisationen sowie nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen dokumentiert und angezeigt.
Als Reaktion auf die Ereignisse vom 15. Januar rief das UN- Hochkommissariat für Menschenrechte in Kolumbien dazu auf, das Leben aller Menschen zu respektieren und die Sicherheit der indigenen Behörden und ihrer Gemeinden zu gewährleisten sowie alle Maßnahmen zu ergreifen, um künftige Verletzungen der Menschenrechte in der Region Nord-Cauca durch Dialog und konzertierte Aktionen zum Schutz und zur Prävention zu verhindern. Wir schließen uns diesem Aufruf an.
„Die Bundesregierung fordern wir dazu auf, in diesem Sinne bilateral auf die kolumbianische Regierung einzuwirken. Auch im Rahmen der EU, die die Umsetzung des Friedensabkommens von 2016 mitfinanziert, soll Deutschland seinen Einfluss konsequent geltend machen, um die kolumbianische Regierung zur faktischen Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Friedensabkommen zu bewegen, zu denen die Verpflichtung zur Auflösung illegaler bewaffneter Gruppen gehört. Staatliche Institutionen müssen für ihr Nichthandeln bei Hilferufen von Gemeinden und Menschenrechtsorganisationen zur Rechenschaft gezogen werden,“ erläutert Buslay und betont: „Territorialen Frieden kann es nur geben, wenn gewaltfreie Organisierung wie die der indigenen Garden staatliche Unterstützung erhält.“
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