Als Haren plötzlich Maczków hieß
05. Nov 2014
Der Leiter der Gedenkstätte Esterwegen, Kurt Buck, gab als Referent einen Einblick in die jüngsten Forschungsergebnisse, warum Haren von 1945-48 polnisch war und in dieser Zeit Maczków hieß. Demnach kamen viele Überlebende aus der polnischen Heimatarmee nach dem niedergeschlagenen Warschauer Aufstand (Oktober 1944) als Kriegsgefangene in die Emslandlager. Am Ende des Krieges lebten so rund 25.000 polnische Kriegs- und Strafgefangene in den Lagern des Emslandes. Sie wurden unter anderem von der mit den alliierten Kräften einrückenden polnischen Exilarmee befreit.
Weitere 26.000 Polen kamen aus Lagern Ostfrieslands ins Emsland hinzu, so dass die britische Besatzungsmacht für knapp 60.000 Polen Unterkünfte organisieren musste. So mussten Stadtteile und Straßenzüge vieler Orte und der Ort Haren als ganzes von der deutschen Bevölkerung verlassen werden, um Unterkunft für die Polen zu ermöglichen. Die britische Regierung hatte der polnischen Exilregierung für ihre Unterstützung bei der Befreiung Deutschlands ein freies Polen versprochen, was sich jetzt im Emsland abzeichnete, denn die polnische Heimatarmee war antikommunistisch ausgerichtet und konnte in das unter sowjetischer Besatzung stehende Polen nicht zurück.
Aber die Sowjetunion hatte kein Interesse, dass neben das unter ihrem Einfluss stehende Polen ein weiteres „Freies Polen“ entstand und drängte erfolgreich England dazu, ihre Unterstützung der polnischen Enklave im Emsland einzustellen. Somit blieb die „Polenzeit“ in Haren, im Emsland, nur eine Episode von 3 Jahren, aber mit schmerzlichen Erinnerungen bei der älteren Bevölkerung.
Das Seminar verdeutlichte aber auch, dass die Polen nicht aus eigenen Stücken nach Haren gekommen waren, sondern von der deutschen Wehrmacht in dortige Lager bei unmenschlichen Bedingungen verfrachtet wurden.