Heidelberg Materials: Protest von End Cement
15. Mai 2024
- Zementgigant Heidelberg Materials erwirtschaftet Profite auf Kosten des Globalen Südens
- Klimaschutzmaßnahmen im Schneckentempo
- Vernichtung von Lebensgrundlagen in Asien und Afrika
Mit einem Protest vor der Konzernzentrale von Heidelberg Materials begleiten
Menschenrechtler*innen und Klimaaktivist*innen die Hauptversammlung der
Heidelberg Materials AG am 16. Mai. In einer Video-Ansprache fordert der
indonesische Aktivist Gunretno den Zementgiganten auf, den geplanten Abbau von
Kalk im Kendeng-Karstgebirge zu stoppen. Das Bündnis und der Dachverband der
Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordern, dass wenigstens ein Bruchteil
der Profite, die auf dem Rücken von Menschen vor allem im Globalen Süden
erwirtschaftet wurden, an diese zurückgezahlt wird.
„Wir lehnen entschieden die Pläne von Heidelberg Materials und PT. IndoCement ab, in Pati Karst abzubauen und ein Zementwerk zu errichten“, sagt Gunretno, ein Mitglied der indigenen Gruppe Sedulur Sikep und JM-PPK von der indonesischen Insel Java. „Dieser Ort ist für uns, die Sedulur Sikep, die Bauern und die Gemeinschaft, mehr als nur ein wirtschaftliches Interessengebiet. Es ist unsere Heimat, unsere Lebensgrundlage und ein wertvolles Ökosystem von unschätzbarem kulturellem und ökologischem Wert. Die Zerstörung dieses einzigartigen Gebiets würde nicht nur unsere Existenz bedrohen, sondern auch die Vielfalt und Schönheit unserer Umgebung für immer zerstören. Wir sind entschlossen, diesen Ort mit all unseren Kräften zu verteidigen und sind bereit, dafür zu kämpfen, selbst wenn es bedeutet, unser Leben zu riskieren."
Leona Pröpper und Janty Jie von der Save-Kendeng Kampagne und der Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia! e.V. erklären: „Es ist inakzeptabel, dass Heidelberg Materials, das sich selbst als umweltfreundlich präsentiert, die Planungen seines Tochterunternehmens nicht nur nicht kritisch hinterfragt, sondern sogar unterstützt. Die geplante Kalksteinabbauaktivität würde das örtliche Karstgebiet, das für das lokale Ökosystem und die Wasserkreisläufe von entscheidender Bedeutung ist, zerstören. Die Gemeinden vor Ort sind dringend auf die zahlreichen Wasserquellen und Grundwasserbrunnen angewiesen, sowohl für Trinkwasser als auch für die Landwirtschaft. Zwischen 35.000 und 200.000 Menschen in der Region könnten durch das Projekt negativ betroffen sein, was erhebliche sozioökonomische Auswirkungen hätte.“
„Die ´Dekarbonisierung´ von Zement ist nichts als eine Scheinlösung“, sagt Clara Brombacher, Studentin aus Heidelberg, die sich am Protest von Fridays for Future Heidelberg beteiligt. „Weder durch die Forschung an unrealistischen und energieintensiven Technologien wie CCS, noch durch den Erwerb billiger CO₂-Zertifikate wird Zement klimaneutral. Was wir brauchen, ist weniger Zement und eine Bauwende!"
Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionäre, wirft Heidelberg Materials vor, dass „angesichts der Herausforderung durch die Klimakatastrophe die Maßnahmen für den Klimaschutz geradezu im Schneckentempo vorangehen“. So betrage die Reduktion der spezifischen Netto- CO₂-Emissionen im Geschäftsjahr 2023 gerade einmal drei Prozent. „Mit einer Absenkung der Dividende hätte Heidelberg Materials mehr Mittel für die Investition in den Klimaschutz zur Verfügung.“
„In Togo ist Heidelberg Materials mit drei Tochterunternehmen vertreten, unterhält seit über 38 Jahren Beziehungen zur Herrscherfamilie, unterstützt so die vorherrschenden diktatorischen Strukturen und zerstört die Umwelt“, sagt Nina Matzik vom Western Sahara Resource Watch (WSRW). „Mit dem marokkanischen Tochterunternehmen Ciments du Maroc wird in völkerrechtswidrig besetzten Gebieten der Westsahara Profit gemacht und somit gegen Internationales Recht verstoßen. Heidelberg Materials unterstützt Marokko bei der illegalen Besatzung über die Westsahara und verhindert damit internationale Bemühungen für die Unabhängigkeit. Dazu kommen illegale Investitionen und Zerstörung der Umwelt.“
„Mit dem Betrieb des Steinbruchs im von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Heidelberg Materials-Tochterfirma Hanson Israel viele Jahre nicht an das Völkerrecht, z.B. die UN-Resolution 2334, gehalten“, kritisiert Dr. Manfred Budzinski von der pax christi-Kommission Nahost. „Wir begrüßen die Schließung des Steinbruchs zum Jahresende 2023. Allerdings lässt sich das Unternehmen ein Schlupfloch offen, indem es weiterhin einen Antrag auf Lizenzvergabe bei israelischen Gerichten aufrechterhält. Es fehlt immer noch eine definitive Aussage, dass man keine Bauprojekte in den illegalen israelischen Siedlungen fördert, indem an verschiedene Baustellen in den völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen im Westjordanland und in Ostjerusalem von Hanson geliefert wird und somit die illegale Niederlassung israelischer Siedler*innen ermöglicht. Damit kommt Heidelberg Materials nicht der Anforderung des Völkerstrafgesetzbuches nach, das die Beihilfe zur Verbringung israelischer Staatsbürger*innen in das von Israel besetzte palästinensische Gebiet als Kriegsverbrechen einstuft“, so Budzinski.
Protest am 16.
Mai ab 8:30 Uhr und Kundgebung um 13:00 Uhr
von
Fridays for Future und vom End Cement Bündnis vor der Konzernzentrale von Heidelberg
Materials, Berliner Str. 6, 69120 Heidelberg
Gegenanträge:
https://www.kritischeaktionaere.de/heidelbergcement/zementgigant-erwirtschaftet-profite-auf-kosten-des-globalen-suedens/
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pax christi Deutsche Sektion
Diözesen
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Kommission Nahost
Ziel der Arbeit ist ein gerechter Frieden in Nahost mit Fokus auf Palästina und Israel.